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Die Theorie der HBF

1.Der funktionelle Gesichtspunkt
2.Der Positionalitätsbegriff
3.Gehirn-und Bewegungsfunktion
4.Prüfung biomechanischen Prinzipien

Copyright: C.G. de Graaf / A.J.A. Verberk / Inst. Humane Bewegungsfunktionalität. Dezember 2001

Hier folgt die bündige Ausarbeitung der 4 Punkte von der Einführung

1.Der funktionelle Gesichtspunkt

Haltungs- und Bewegungsfunktionen sind nicht von den einzelnen Gelenk- und Muskelfunktionen her erklärbar, nicht einmal dann, wenn man den Zusammenhang zwischen diesen als eine komplexe, in sich selbst agierende Struktur beschreibt, in der mit Hilfe von allerlei proprioceptiven und exteroceptiven Reflexen Reaktionen durch selbst-wirksame Reize von der Außenwelt verursacht werden. Damit riskiert man es, die Therapie auf mechanistische (morphologische, orthopädische, rein physiologische) Komponenten des Bewegungsapparates zu richten, auch dann, wenn keine Rede von objektiv nachweisbaren morphologischen Abweichungen ist, die um eine darauf gerichtete Therapie fragen.



Der Term „Bewegungsapparat“ ist deshalb ein unglücklich gewählter Term. Haltung und Bewegung sind nicht die Ergebnisse eines sich in Arbeit befindenden „Apparates“. Haltung und Bewegung sind Verhaltensformen von Tier und Mensch, die primär durch die Art der totalen Existenz des Subjekts, das sich selbst bewegt, bestimmt wird. Dieses „sich selbst bewegen“ beruht auf die Art und Weise wie das Tier und der Mensch ihre objektive Umgebung zu einer durch sich selbst bestimmten, eigenen Situation umformen. Durch völlig unbewusste körperliche Erfahrungen, die primär Antworten auf evolutionär heraus selektierte Lust- und Unlustmustern geben, hat das Subjekt in seiner Umgebung bestimmte vitale Werte und Bedeutungen entdeckt und festgelegt.





Dadurch gibt die Art des Existierens des sich bewegenden Subjekts eine Antwort auf ein für sich stehendes, eigenes Weltbild. Es ist dieses individuelle, mit Werten beladene Weltbild, durch das Haltung und Bewegung ihre eigentliche Bestimmung und Erklärung bekommen. Haltung und Bewegung finden ihren Ausgangspunkt im konkreten, sinnvollen Verhältnis, das ein selbst funktionierendes Individuum mit seiner eigenen Lebenswelt eingeht. Haltungsreflexe und biomechanische Abstimmungen sind wichtig, aber nicht als selbst-wirksame Automatismen. Es sind (in den Termen von Buytendijk) „Hilfsmittel“, die – da oder nicht da, gut oder schlecht – aufgrund des aktuellen Bedeutungsverhältnisses zwischen dem sich selbst bewegenden Subjekt und der jeweiligen Situation, in der es sich befindet, gebraucht werden.



Wenn biomechanische Gesetze übertreten werden, und dadurch Beschwerden entstehen, dann liegt die Ursache dieser Beschwerden oft nicht (als Folge davon) in den schlecht funktionierenden Bewegungsabschnitten, sondern in der Art und Weise wie das Subjekt sein Verhältnis mit der Umgebung auf eine nicht natürliche Weise formt. Das verlangt dann keine Wiederherstellungstätigkeiten des „Bewegungsapparates“, sondern um eine Wiederherstellung der Einstellung des Subjekts zu seiner Umgebung. Natürlich kann durch diese falsche Einstellung bereits so viel Schaden angerichtet worden sein, dass diese Einstellung nicht mehr ohne weiteres wiederhergestellt werden kann.

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